Die Belastungen der Gewässer steigen − neue Lösungen sind gefragt
50 Millionen organisch chemische Verbindungen sind weltweit im Umlauf, 5000 werden als potentiell umweltrelevant eingestuft. In Deutschland, mit vielen industriellen Ballungsräumen, sind die Ab- und Gewässer oft hoch belastet. Zwar sind fast alle Haushalte und Industriebetriebe an Kläranlagen angeschlossen, diese sind aber oft nicht auf die Belastung mit Arzneimitteln und organischen Spurenstoffen ausgerichtet. Das BMBF-Projekt ZeroTrace verfolgte das Ziel, neue Verfahren zur Elimination von Mikroschadstoffen für kommunale und industrielle Kläranlagenstandorte zu entwickeln.
Mikroschadstoffe als Herausforderung auf Kläranlagen
Der Gesetzgeber ist alarmiert. Neue Vorschriften sind zu erwarten, um Mikroschadstoffe aus dem Kläranlagenablauf zu entfernen. Die Fachwelt ist sich einig, dass Aktivkohle in der Elimination von anthropogenen Spurenstoffen nicht ersetzbar ist. Allerdings ist Aktivkohle unter den Aspekten der Ressourcenknappheit und -effizienz kritisch zu betrachten, denn der überwiegende Anteil wird aus Steinkohle gewonnen. Zur Herstellung von einem Kilo Aktivkohle werden bei Einsatz von fossilen Energieträgern 3-5 kg Steinkohle verbraucht. Aktivkohle kann nur unter hohem energetischen Aufwand wieder aufbereitet werden.
Ressourcenschonendes Eliminationsverfahren am Kläranlagenstandort
ZeroTrace hatte zum Ziel, ein Aktivkohleverfahren mit nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln, das sich am Kläranlagenstandort ressourceneffizient und nachhaltig betreiben lässt. inter 3 kooperierte hierzu mit dem Wupperverband, Fraunhofer UMSICHT, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Carbotech, EVERS und EnviroChemie. Der Lösungsweg des Konsortiums umfasste zum einen die Entwicklung von Aktivkohle zur Elimination wesentlicher Mikroschadstoffe, bei der nachwachsende Rohstoffe anstatt Steinkohle eingesetzt werden. Zum anderen wurde ein neues Verfahren zur prozessintegrierten Regeneration der Aktivkohle am Kläranlagenstandort entwickelt. In Pilotphasen auf der Kläranlage Buchenhofen des Wupperverbandes und die Entwicklung von Pilotanlagen wurden die Ergebnisse von ZeroTrace erprobt und der Fachwelt zugänglich gemacht.
Innovationsmanagement und multikriterielle Analyse durch inter 3
inter 3 hat die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Projektverbund mit einem frühzeitig einsetzenden Innovationsmanagement begleitet. Dazu spielte inter 3 den Projektpartnern zentrale Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Breitenanwendung des neuen Aktivkohleverfahrens mit integrierter Regenerationsstufe zu. Zudem lieferte inter 3 Entscheidungs-trägern aus Politik und Wasserwirtschaft eine Bewertungsgrundlage für die Spurenstoffelimination, die neben der klassischen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wesentliche sozio-ökonomische und ökologische Kosten und Nutzen aufzeigt.
ZeroTrace wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „Materialien für eine nachhaltige Wasserwirtschaft – MachWas“ gefördert.