Globale Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungssicherheit und die Endlichkeit der fossilen Rohstoffquellen setzen die traditionell innovationsträgen städtischen Infrastruktursysteme der Ver- und Entsorgung unter Veränderungsdruck. Das ist auch gut so. Wie man im Innovationsprozess neben den Chancen auch die Risiken im Blick behält, diskutieren Helke Wendt-Schwarzburg, Susanne Schön und Axel Dierich in ihrem soeben erschienen Buchbeitrag " Lange Zeit war Ruhe... Verheißungen und Risiken sektorübergreifender Infrastrukturgestaltung".
Perspektivwechsel: Das Dach wird zum Acker – und aus Abfall wird ein Rohstoff
Auf Basis ihrer praktischen Erfahrungen in der Innovations-, Technik- und Nachhaltigkeitsforschung beschreibt das inter 3-Autorenteam zunächst anhand vieler Beispiele die neue Innovationsdynamik im Infrastruktursekor. In deren Mittelpunkt stehen häufig dezentrale und sektorübergreifende Infrastrukturkonzepte. Dabei werden Technologien und Funktionen miteinander verknüpft, die bisher getrennt waren, teils auch unvereinbar erschienen, wie zum Beispiel die Verbindung von Nahrungsmittelproduktion und Abwasserreinigung. Diese sozio-technischen Innovationen tragen auch zur Ausbildung und Verfestigung neuer, hybrider Raumfunktionen in regionalen Stadtlandschaften und produktiven Stadt-Landschaften bei.
'Eins im Sinn': Das Neue wagen und Risiken antizipieren
Allerdings: Im anstrengenden Innovationsprozess wird im Spannungsfeld zwischen Pioniergeist und Versorgungssicherheit oftmals zu wenig nach möglichen Risiken der neuen Kombinationen gefragt. Im Beitrag zeigen die Autoren – ebenfalls anhand von Beispielen – wie man neben dem Nutzen auch die potenziellen Risiken neuer Infrastrukturkonzepte im Blick behalten bzw. sich gezielt auf den Schirm holen kann.
Dazu verweisen sie auf drei Instrumente, die inter 3 für eine derart vorausschauende Planung entwickelt hat: Das Akzeptanz-Radar, das Risiko-Radar und das Wohlstandsradar.
Ein lesenswerter Aufsatz für alle Pioniere im Infrastruktursektor, die die sowohl notwendige als auch chancenreiche Gestaltung neuer Infrastrukturlösungen vorantreiben und auf unbeabsichtigte 'Risiken und Nebenwirkungen' vorbereitet sein wollen. Er ist soeben im Sammelband "StadtLandschaften. Die neue Hybridität von Stadt und Land" bei Springer VS erschienen.
