Zahlreiche Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft fordern in Anbetracht des Klimawandels und knapper werdender Ressourcen unter dem Leitbegriff Degrowth (Postwachstum) eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die stärker auf den Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen fokussiert und das Wohlergehen aller zum Ziel hat. Das Thema Energie ist ein wichtiger Gegenstand der Degrowth-Debatte, da der Energiesektor ein essentieller Baustein jedes Wirtschaftens ist und somit den natürlichen Ausgangspunkt für eine grundlegende Veränderung von Wirtschafts- und Gesellschaftsformen darstellt.
Bürgerenergiegesellschaften scheinen das ideale Mittel zu sein, um den Degrowth-Gedanken im Energiesektor umzusetzen. Schließlich sind Motive wie der nachhaltige Umgang mit Ressourcen oder die aktive Mitbestimmung von Bürgern bei energiepolitischen Fragen oftmals entscheidende Motive für die Realisierung von Bürgerenergieprojekten. Die Frage, inwiefern dies tatsächlich der Fall ist, wird in diesem Beitrag von Jens Rommel (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung – ZALF), Jörg Radtke (Universität Siegen), Gerrit von Jorck (TU Berlin), Franziska Mey (University of New South Wales) und Özgür Yildiz (inter 3) anhand von sechs Hypothesen erörtert. Insbesondere diskutiert der Beitrag die Effekte von Bürgerenergiegesellschaften auf die Demokratisierung, die Veränderung von Geschäftsmodellen, die Stärkung von Gemeinschaften und lokalen Aktivitäten sowie Gerechtigkeitsaspekte im deutschen Energiesektor.