Flexible Utilities: Umsetzungsphase für klimaresiliente Infrastrukturen

Erprobt werden Betriebskonzepte für Wasserwiederverwendung und Trinkwasser-Zwischenspeicher

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Das Forschungsprojekt Flexitility ist im Oktober 2022 in die Umsetzungsphase gestartet: Verbundpartner aus Praxis und Forschung erproben bis 2024 Möglichkeiten der Wasserwiederverwendung zur landwirtschaftlichen Bewässerung und der dezentralen Trinkwasser-Zwischenspeicherung. Über allem steht die Frage, wie diese Konzepte zur Flexibilisierung und Resilienzsteigerung kommunaler und regionaler Daseinsvorsorge dienen können. Dazu werden Pilotanlagen installiert, Testreihen mit den Anlagen durchgeführt, die Ergebnisse bewertet und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Zudem startet ein Modell zur Bewertung kommunaler Klimaresilienz in die praktische Anwendung.

Trinkwasser-Zwischenspeicherung zur Vergleichmäßigung der Versorgungsleistung

Mit dem Ziel, Lastspitzen im Trinkwassernetz abzufedern, werden ausgewählte Wassergroßkunden mit Zwischenspeichern für Trinkwasser ausgestattet. Der im Tagesgang schwankende Trinkwasserbedarf in den angeschlossenen Gebäuden wird aus den Speichern gedeckt, diese jedoch nur mit einem geringen, dafür kontinuierlichen Volumenstrom befüllt. In Testreihen werden betriebliche Anforderungen, Kosten und Nutzen ermittelt.

Die Wirksamkeit der Speicher im Kontext von Extremwetter-Folgen wird für den Betrieb des gesamten Trinkwassernetzes hochskaliert und modelliert. Mittels eines hydraulischen Modells für das Versorgungsnetz des HWAZ wird untersucht, inwieweit sie Pumpkosten und Kosten für den Netzausbau minimieren helfen. Die hygienische und die technische Sicherheit des Speicherbetriebs werden durch ein intensives begleitendes Monitoring gewährleistet.

Erprobung der Wasserwiederverwendung für die landwirtschaftliche und Grünflächen-Bewässerung

Für die Wasserwiederverwendung wird das gereinigte Wasser der Kläranlage Uebigau entsprechend EU-Verordnung 2020/741 desinfiziert und zur Bewässerung von Tierfutter- und Energiepflanzen verwendet. Eine landwirtschaftliche Fläche von insgesamt 12ha wird zu Vergleichszwecken teils voll, teils defizitär und teils gar nicht bewässert.

Zur Einschätzung von Risiken für Menschen, Tiere und Umwelt werden alle relevanten Parameter im Bewässerungswasser, im Boden, auf den Pflanzen, im Grundwasser sowie auf dem bewässerten Grünland gemessen und analysiert. Dazu wird in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden ein Risikomanagementplan aufgestellt.

Bewertung kommunaler Klimaresilienz

Ebenfalls wird ein im Projekt bereits skizziertes, Indikator-basiertes „Bewertungstool Klimaresilienz“ weiterentwickelt und mit kommunalen Partnern erprobt. Es dient dazu, kommunale Versorgungsinfrastrukturen im Hinblick auf ihre Widerstandsfähigkeit bzw. Bewältigungsfähigkeit bei Extremwetterereignissen zu bewerten.

Am Ende sollen Betreiber auf fundierte Erfahrungen sowie erprobte Geschäftsmodelle und Betriebskonzepte zurückgreifen können, um Versorgungsinfrastrukturen mithilfe von Wasserwiederverwendung und Trinkwasser-Zwischenspeicherung klimaresilienter und resourcenschonender umzugestalten.

Flexible Utility – Mit sozio-technischer Flexibilisierung zu mehr Klimaresilienz und Effizienz in der städtischen Infrastruktur (FLEXITILITY)

Ansprechpartner:

Dr. Shahrooz Mohajeri, +49(0)30 34 34 74 40
Axel Dierich, +49(0)30 34 34 74 49

Auftraggeber:

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Wissenschaftspartner:

BTU Cottbus-Senftenberg, DVGW-Technologiezentrum Wasser, Umweltbundesamt (UBA)

Praxispartner:

Stadt Herzberg/Elster, Herzberger Wasser- und Abwasserzweckverband (HWAZ), Agrargenossenschaft Gräfendorf eG

Ort:

Herzberg/Elster, Brandenburg

Laufzeit:

10/2022 – 09/2024