Kontrastiv – Über Wald reden

Waldbau in Zeiten von Klimawandel und Biodiversitätsverlust

Waldboden mit Projektlogo
© inter 3 GmbH

Wie sieht der deutsche Wald der Zukunft aus?

Der Wald steht unter Stress – und viele Waldbauer:innen, Forstwissenschaftler:innen und Bürger:innen sind in der Frage uneins, wie damit gut umzugehen ist. Die einen setzen auf einen aktiven und zügigen Waldumbau, die anderen auf ein langfristig angelegtes, sich weitgehend selbst organisierendes Ökosystem Wald. Die Folge sind zunehmende Konflikte, nicht nur zwischen verschiedenen (forst-)fachlichen Standpunkten, sondern auch zwischen Bürger:innen und Forstleuten.

Dieser Dynamik können sich auch die nicht entziehen, die mit ihrer Meinung irgendwo zwischen einem Waldumbau mit starken menschlichen Eingriffen und einem nicht-eingreifenden Prozessschutz stehen. Es stellen sich folgende Fragen:

  • Worin genau bestehen die fachlichen Dissense?
  • Gibt es zu den komplexen und konfliktären Themen überhaupt geteilte Überzeugungen und gemeinsame Anknüpfungspunkte?
  • Welche Rolle spielen unterschiedliche Bedürfnisse, Interessen, Werte und Weltanschauungen der Beteiligten?

Kontrastiv will die die Gemengelage visualisieren und die zum Teil erbittert geführten Debatten in Waldfragen konstruktiver gestalten – als Basis für einen neuen Anlauf zur Verständigung. Das gilt sowohl für den öffentlichen Diskurs, als auch für konkrete lokale Aushandlungsprozesse.

Und wie kann eine konstruktiv geführte Debatte aussehen?

Nicht nur der Wald ist in der Krise, sondern auch die Debatten um den „richtigen“ Waldbau. Dabei spielen auch die medial meist stark verkürzte und zugespitzte Reproduktion der unterschiedlichen Ansichten, die Komplexität des Handlungsfeldes sowie eine mangelnde Rücksicht vor „den anderen“ eine Rolle. Neutrale Räume und Gelegenheiten für eine umfassende, konstruktive Auseinandersetzung zwischen Fachexpert:innen und weiteren Akteur:innen, die für die unterschiedlichen Positionen stehen, gibt es bislang kaum. All dies hat zu verhärteten Positionen und zunehmenden Konflikten beigetragen.

Kontrastiv experimentiert daher mit einem neuen Debattenkonzept: Ausgehend von der aktuellen Walddebatte in Deutschland diskutieren zunächst wissenschaftliche Vertreter:innen der Debatte in kleiner, vertraulicher Runde: streng strukturiert und moderiert. Dabei wollen wir

  • die bisherige Debattenkultur reflektieren: Was lief gut/was lief schlecht?
  • den interdisziplinären Diskurs vermessen: Welche Ansätze, Standpunkte, Annahmen und Zielkonflikte gibt es?
  • die Bedingungen einer konstruktiven, transdisziplinären Debatte ausloten: Wie können die Ansätze ins Gespräch gebracht werden?

In weiteren Schritten werden die Diskussionsrunden vergrößert, um weitere professionelle Kreise und Perspektiven – beispielsweise Naturschutz, Forst- und Holzwirtschaft, Medien, Politik und Zivilgesellschaft – erweitert und an einem konkreten Fallbeispiel der Praxis (einem lokalen Waldkonflikt) getestet. Am Ende stehen

  • die Entwicklung eines konstruktiven Debattenkonzepts: Welche Formate, Methoden, Haltungen, Teilnehmende, etc. sind besonders vielversprechend?
  • Lösungsansätze für den Transfer des Debattenkonzepts in die Praxis
  • und weiter gefasst bestenfalls eine im Ansatz veränderte Debattenkultur.

Unser Ziel ist eine Debattenkultur, die Komplexität, Unterschiede und Unsicherheiten bezüglich nachhaltiger Waldbewirtschaftung akzeptiert und widerspiegelt, Verständnis für die Sichtweisen des Gegenübers aufbringt und andere Wertvorstellungen, Bedürfnisse, Interessen und Meinungen mit Wertschätzung anerkennt. Die Ergebnisse des Gesamtprojektes werden in einer anwendungsorientierten Handreichung publiziert.

Fachkompetenz + Neutralität = Verbundteam

inter 3 steht als Moderatorin, Konflikt- und Kooperationsmanagerin zwischen allen Stühlen und sorgt für eine regelbasierte, faire und konstruktive Debatte.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg und die Naturwald Akademie bringen das Fachwissen und das Vertrauen relevanter Akteur:innen aus den Bereichen Naturschutz, Forst- und Holzwirtschaft, Medien, Politik und Bürger:innen in die Debatte ein. Diese fachlichen Kompetenzen und zum Teil persönlichen Vertrauensverhältnisse sind wichtige Voraussetzungen für die experimentelle Debattenreihe.